Hof St. Ägidius

Kapelle der Pfarrei Oberviechtach

Patrozinium: Hl. Ägidius; Fest am 1. September.

Hl. Ägidius: Benediktinerabt, gest. um 720. Einsiedler in der Provence und Gründer des nach ihm benannten Klosters St. Gilles. Auch wenn die Gründungsurkunde von 685 unecht ist, so sind doch Beziehungen mit dem Westgotenkönig Wamba wohl möglich. Wie die Legende berichtet, ernährte sich Ägidius von der Milch einer Hirschkuh. Als der Westgotenkönig bei der Jagd dieses Tier verfolgte, flüchtete es sich in die Höhle des Einsiedlers und führte so zu seiner Entdeckung. Ägidius wird daher von den Künstlern im Habit eines Benediktiners dargestellt, mit den Insignien eines Abtes, und zu seiner Seite eine Hirschkuh.

Das Grab des Heiligen, an der großen Pilgerstraße nach Santiago di Compostella gelegen, gehörte im Mittelalter neben Rom und Santiago zu den drei berühmtesten Wallfahrtsorten in Europa. Ägidius wurde vom gläubigen Volk als Fürsprecher in vielen Anliegen und Nöten angerufen und unter die 14 Nothelfer gezählt. Er gilt als Patron der stillenden Mütter, der Hirten und Bauern, die ihn um Schutz für ihr Vieh und gegen Dürre, Sturm- und Feuersnot anrufen; man rief ihn an bei Unfruchtbarkeit, Geisteskrankheit und Fallsucht. (LThK I, 190; Torsy 13).

Angesichts der Rätsel, die der merkwürdige Bau der Kirche in Hof aufgibt, und jeder Unkenntnis über Stifter und Erbauungszeit, ist es nicht verwunderlich, dass man im Volk meinte, sie sei von Riesen erbaut worden.

Um an das „Geheimnis“ der Kirche heranzukommen, gibt es zwei Einstiege: die Patrozinienforschung: In unserem Bistum waren im Mittelalter nicht weniger als 60 Kirchen und Kapellen dem Hl. Ägidius geweiht, heute bestehen davon noch 34. Um die Verbreitung seiner Verehrung bemühten sich seit dem 10. Jh. vor allem die Mönche des Klosters Cluny; der hl. Bischof Wolfgang von Regensburg und sein Schüler, der hl. Kaiser Heinrich II. waren besondere Förderer der Reformbestrebungen, die von diesem Kloster ausgingen. Ein weiterer Hauptträger der Ägidiusverehrung war der Adel: die Legende von der Befreiung zweier deutscher Ritter aus der Gefangenschaft auf Anrufung de hl. Ägidius hin machte ihn zu einem favorisierten Heiligen der deutschen Ritterschaft. Die meisten unserer Ägidienkirchen entstanden daher im 12. Jh. als Burgkapellen: die Burggrafen von Regensburg (zugleich Grafen des Donaugaues) weihten ihm ihre Hofkapelle in Regensburg (1152), die Burgkapellen zu Oberbarbing („Kreuzhof“ 1160), Heilsberg bei Wiesent, Schönfeld bei Altenthann, St. Gilla bei Langenerling, Rinkam bei Atting, Heidenkofen bei Sünching, Saulburg bei Pondorf. Die Grafen von Bogen gründeten Ägidiuskapellen zu Englmar, Stallwang, Altnussberg, Drachselried. Diese Reihe ließe sich für mehrere Grafenfamilien noch fortsetzen.

Der dritte Träger der Ägidiusverehrung, neben den Kluniazensern und der Ritterschaft, waren die Bischöfe von Bamberg: ein Stiftsherr von St. Jakob in Bamberg brachte 1120 von einer Wallfahrt nach St. Gilles eine Ägidius-Reliquie mit. Bischof Otto der Heilige von Bamberg (1102-1139) erbaute dafür auf dem Michelsberg in Bamberg eine Ägidienkapelle. Das Bistum Bamberg hatte auch in unserer Diözese umfangreichen Besitz und hier weihte Otto bzw. sein Nachfolger in der Folgezeit mehrere Ägidienkapellen: Alt-Vohenstrauß (1124), Dingolfing, Holzheim, Potenstetten, Painten, Bruck b. Nittenau, Aschach b. Amberg, Vilseck, Schwarzenfeld, Kirchenlaibach, Bischofsgrün. (Lehner).